25
August
2023
|
08:14
Europe/Amsterdam

Von der Wichtigkeit des Handwerks

Im Rahmen der seit 2006 bestehenden Partnerschaft mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) unterstützt A. Lange & Söhne die Ausstellung „Gerhard Richter. Übermalte Fotografien“ des Gerhard Richter Archiv. Mit der vom 26. August bis 19. November 2023 stattfindenden Präsentation würdigt die sächsische Manufaktur erstmals das Werk eines zeitgenössischen Künstlers, der zudem aus Dresden stammt.

Menschen, Landschaften und Stadtansichten – zum Teil verdeckt von Farben, Formen und Linien: Die „Übermalten Fotografien“ von Gerhard Richter fordern den genauen und geduldigen Blick des Betrachters, weil sie auf einzigartige Weise Richters zentrales künstlerisches Thema berühren: den Dialog zwischen Gegenständlichem und Abstraktem. Die zwischen 1989 und 2017 entstandene Werkgruppe basiert auf scheinbaren Schnappschüssen, die der gebürtige Dresdner zunächst im Format von ca. 10 x 15 Zentimetern entwickeln ließ und dann durch noch feuchte Farbreste, die nach seiner Arbeit an großformatigen Leinwänden übrig waren, auf der Rakel gezogen und mit Strukturen versehen hat. Das Ergebnis: ein spannungsgeladenes Wechselspiel zwischen dem dokumentarischen Format der Fotografie und dem gegenstandslosen Charakter des Farbauftrags. Indem das Bildmotiv aus dem Kontext rückt, wird auf kleinem Raum eine Konfrontation zwischen illusionistischem Abbild und abstrakter Struktur erzeugt, die dazu aufruft, das Gesehene zu hinterfragen und mit eigenen Assoziationen zu füllen. „Es sind gerade die kleinformatigen Übermalten Fotografien, in denen Gerhard Richter das Thema des Scheins auf verblüffende Weise visualisiert“[1], sagt Dietmar Elger, Leiter des Archivs. „Die Werkgruppe bestätigt Gerhard Richters Skeptizismus unserer Wirklichkeitserfahrung gegenüber. Dabei zerstören die abstrakten Farbstrukturen das ganzheitliche Bild der fotografischen Darstellung ebenso, wie sich in anderen Werken die Vorstellung einer Abstraktion als Schein bewahrheitet.“[2]

Von Sammlern geschätzt, aber von der Kunstwissenschaft bisher eher vernachlässigt, ist die Dresdner Ausstellung „Gerhard Richter. Übermalte Fotografien“ erst die zweite museale Präsentation, die sich diesem nahezu unbekannten, aber nicht weniger faszinierenden Strang im Werk eines der wichtigsten und einflussreichsten Maler der Gegenwart widmet. Von den 72 ausgestellten Werken stammen 36 aus dem Bestand der Gerhard Richter Kunststiftung, weitere 36 sind Leihgaben aus Privatsammlungen. Vom 26. August bis 19. November 2023 können kunstinteressierte Besucher eine faszinierende Auswahl der Fotoübermalungen, die lange Zeit weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit entstanden sind, im Dresdner Albertinum in Augenschein nehmen. Die sorgfältig kuratierte Ausstellung eröffnet interessante Einblicke in ein Kapitel des sechs Jahrzehnte umfassenden Schaffens des Künstlers, der 1932 in Dresden geboren wurde und hier Malerei studiert hat, ehe er 1961 nach Westdeutschland floh und sich an der Düsseldorfer Kunstakademie neu erfand.

Trotz des einzigartigen Renommees, das Gerhard Richter in der nationalen und internationalen Kunstszene genießt, blieb er seiner Geburtsstadt stets verbunden. Nach dem Elbe-Hochwasser 2002 spendete der Maler, der wie Ferdinand Adolph Lange zu den berühmtesten Söhnen Dresdens zählt, den SKD das Gemälde „Fels (694)“, um den Wiederaufbau der Institution zu unterstützen. Zwei Jahre später übergab er 32 Werke als Dauerleihgaben an das Albertinum, mit der die Gerhard-Richter-Räume eröffnet wurden. Zu Richters schönsten Erinnerungen zählt seine Ausbildung an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste, die, wie er sich 2006 in einem Interview erinnert, „gänzlich altmodisch war“, aber von deren Richtigkeit er bis heute überzeugt sei. „Die handwerkliche Seite entwickelte das Gefühl für die Werkstoffe, und das Training des Zeichnens und Malens nach der Natur waren unschätzbar für die Entwicklung des Sehens.“[3] Dass man außergewöhnliche handwerkliche Fertigkeit nur durch harte Arbeit erreichen kann, ist für ihn unbestritten. Es verstehe sich von selbst, dass man sein Metier beherrschen muss, so Gerhard Richter.[4]

Lange-CEO Wilhelm Schmid erkennt in der Haltung Gerhard Richters Parallelen zur Uhrmacherkunst und Unternehmenskultur, wie man sie bei A. Lange & Söhne pflegt: „Ob in der Malerei oder in der Feinuhrmacherei – die wichtigste Voraussetzung für das Erschaffen von inspirierenden und handwerklich anspruchsvollen Kunstwerken ist eine exzellente Ausbildung. Seit über 25 Jahren haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, junge Talente im eigenen Haus zu Uhrmachern auszubilden, um das fest in der sächsischen Geschichte verwurzelte Handwerk in die Zukunft zu führen“, so Schmid. „Als traditionsreiche Manufaktur liegt uns der Erhalt des kulturellen Erbes unserer Heimat sehr am Herzen. Deshalb sind wir stolz darauf, die SKD bei dieser Sonderausstellung eines herausragenden Malers, der seine Wurzeln in Dresden hat und sein ganzes Leben in den Dienst der Kunst gestellt hat, unterstützen zu können. Der Museumsverbund wird damit einmal mehr seinem Auftrag gerecht, den Ruf Dresdens als eine Stadt, die Kunst und Kultur von Weltrang bietet, zu unterstreichen. Auf diesem Anspruch gründet auch die Partnerschaft mit A. Lange & Söhne, die nun schon seit 2006 besteht – dem Jahr, in dem auch das Gerhard Richter Archiv ins Leben gerufen wurde.“

„Ich freue mich sehr über die Unterstützung der Ausstellung meiner „Übermalten Fotos“ in Dresden durch die Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne“, betont Gerhard Richter. „Beide haben wir eine enge und besondere Beziehung zur sächsischen Hauptstadt und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.“

 


[1] Dietmar Elger, Übermalte Fotografien als Schein, in: Dietmare Elger: Gerhard Richter. Übermalte Fotografien, hrsg. von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Ausst.-Kat. Dresden 2023, Köln 2023, S. 9.
[2] Ebd. S. 18.
[3] Gerhard Richter im Interview mit Jeanne Anne Nugent 2006, in: Gerhard Richter. Text, S. 522.
[4] Gerhard Richter im Interview mit Robert Storr, 2002, in: Gerhard Richter. Text. S. 394.

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