20
Juli
2018
|
14:00
Europe/Amsterdam

Form follows emotions

Einblicke in den Designprozess von A. Lange & Söhne

Zu Beginn des Jahres präsentierte A. Lange & Söhne auf dem Genfer Uhrensalon fünf Neuheiten in elegantem Schwarz – je zwei Varianten der Modelle Saxonia Mond­phase, Saxonia Grossdatum und eine Variante der 1815 Chronograph. Jetzt kommen sie in den Handel. Der Berliner Fotograf Attila Hartwig nahm dies zum Anlass, sich mit dem Design der Uhren in einer Serie architektonisch inspirierter Stillleben auseinanderzusetzen.

Die Uhr als architektonische Struktur

Hinter dem klar strukturierten Zifferblatt einer Lange-Uhr verbirgt sich ein hochkomplexer Mechanismus, den man durchaus mit der Cloud City aus Star Wars vergleichen könnte. Anthony de Haas, Direktor Produktentwicklung bei A. Lange & Söhne, skizziert ein Science-Fiction-Szenario: „Wenn wir uns in so ein vielschichtiges Uhrwerk hineinbeamen könnten, würden wir uns inmitten eines mechanischen Universums wiederfinden, in dem alles mit architektonischer Präzision konzipiert und somit genau an seinem Platz ist.“ Ab einer bestimmten Vergrößerung ordnet sich dann das scheinbare Chaos, Strukturen werden erkennbar und es kehrt Ordnung ein.

„Das schnörkellose Zifferblatt einer Uhr von A. Lange & Söhne erinnert an die schlichte Fassade eines modernen Gebäudes“, findet Attila Hartwig. Der Berliner Fotograf hat kürzlich die diesjährigen Neuheiten Saxonia Mondphase, Saxonia Grossdatum und 1815 Chronograph porträtiert. Inspiriert von ihrer klaren Formensprache hat er Hintergründe aus geschichteten Plexiglasplatten, Prismen und Spiegeln gewählt – lichtdurchlässige Materialien und reflektierende Oberflächen, die eine luftige Atmosphäre bei zugleich architektonischer Strenge erzeugen.

Die Design- und Konstruktionsprinzipien von A. Lange & Söhne

Als Ergebnis eines stetigen Entwicklungsprozesses, der fortschrittliche Technologie und handwerkliche Finesse mit zeitloser Ästhetik vereint, lassen die neuen Uhren die akribische Arbeitsweise der Designer erkennen: „Wir haben nur minimale Anpassungen in den Größenverhältnissen vorgenommen“, erklärt Anthony de Haas, „aber natürlich beeinflussen solche Details die ästhetische Gesamtwirkung einer Uhr enorm.“ So würde nur einem Experten auffallen, dass die Großdatumsanzeige der Saxonia Grossdatum etwas kleiner ist als die der Saxonia Mondphase. Da der Gehäusedurchmesser von 40 auf 38,5 Millimeter reduziert wurde, entschloss sich de Haas, das Großdatum proportional – nämlich um exakt vier Prozent – zu verkleinern, um das visuelle Gleichgewicht zu bewahren.

Das Zifferblatt des Modells 1815 Chronograph nahmen sie mit der gleichen Sorgfalt unter die Lupe und verbesserten es zugunsten des harmonischen Gesamteindrucks: Aufgrund der Integration einer umlaufenden Pulsometerskala musste der Radius der Minuterie verkleinert werden. Die Zeiger wurden dementsprechend leicht gekürzt und verschlankt. Das Bogen-Logo oberhalb der Zeigerachse ersetzten die Designer durch den Schriftzug „A. Lange & Söhne“ am äußeren Rand des Zifferblatts.

Schwarz – das verbindende Element

Das markanteste Merkmal, das alle fünf Neuheiten miteinander verbindet, ist der tiefschwarze Fond ihrer massiv silbernen Zifferblätter. Der dunkle Hintergrund lässt die massiv goldenen Indizes und die weißen Beschriftungen umso kontrastreicher hervortreten. „Scharfe Gegensätze schaffen die stärksten Kompositionen“, erklärt Hartwig, dessen Arrangements die Klarheit der Zifferblätter aufgreifen, während sie zur komplexen Mechanik einen bewussten Gegensatz bilden.

Auf den ersten Blick wirken die Uhren von A. Lange & Söhne funktional und effizient, doch unterwirft sich der Gestaltungsprozess der Doktrin „form follows function“ nicht ganz. Während die meisten Designer darauf bedacht sind, ihre Ansätze und Entwürfe soweit zu rationalisieren, dass sie sich jenseits ästhetischer Kategorien rechtfertigen lassen, geht das Team um Anthony de Haas einen anderen Weg: „Natürlich wären dieselbe Funktionalität und Präzision auch mit weniger Aufwand möglich. Aber für uns steht das emotionale Erlebnis immer an erster Stelle.“

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