07
Juli
2020
|
09:00
Europe/Amsterdam

Streben nach Balance

Eine Choreographie für die LANGE 1

Asymmetrie fasziniert. Künstler, Architekten und Designer aller Epochen haben sich mit ihr auseinandergesetzt. Der dem Bauhaus nahestehende Typograf Jan Tschichold definierte sie als rhythmischen Ausdruck funktionaler Gestaltung. Die Auseinandersetzung mit den Themen Asymmetrie und Symmetrie führte den Medienkünstler und Choreographen Christian „Mio“ Loclair und A. Lange & Söhne zusammen. Gemeinsam mit seinem Studio Waltz Binaire realisierte er auf der Finca Bell-Lloc im spanischen Girona ein Projekt, das mit Worten und Bewegung das Zusammenspiel von Design, Mathematik und Natur hinterfragt.

Das im entstandenen Video festgehaltene Ergebnis ist eine ästhetische Reise, die an der Schnittstelle von menschlicher Bewegung und mathematischer Perfektion den Rhythmus der Asymmetrie aufspürt. Für Loclair beginnt gutes Design mit einer Entscheidung, die er dem aus der Gestaltpsychologie stammenden Gesetz der Nähe entnimmt: „Fügen wir einer bestehenden Menge von Elementen ein neues Element hinzu, müssen wir die veränderte Balance im Raum berücksichtigen. Wir schaffen immer neue Verbindungen und finden durch dieses komplexe mathematische Verfahren zur Einfachheit.“

Die Choreographie

In einem leeren Raum bewegen sich zwei unterschiedliche physische Körper. Ein mechanisch-männlicher Körper bildet den Gegensatz zu einem organisch-weiblichen Körper. Zunächst voneinander getrennt, nehmen wir die Schönheit beider Bewegungsqualitäten wahr. Wir erleben, wie die beiden Einheiten vordringen und einander überschneiden. Das Zusammenspiel an der Schnittstelle von Mathematik und Natur versinnbildlicht die physikalische Natur und den Rhythmus der Asymmetrie.

Die Designphilosophie hinter der LANGE 1

Die Ausbalancierung asymmetrischer Proportionen bildet auch den Kern der LANGE 1-Designphilosophie. Ihre in sich ruhende Komplexität, die aus dezentral angeordneten Anzeigen unter Beachtung des Goldenen Schnitts eine neue Harmonie entstehen lässt, ist auch ein Vierteljahrhundert nach ihrer Einführung noch aktuell und wegweisend. Aus dem wahrgenommenen Ungleichgewicht entstand eine neue organische Ordnung, die der menschlichen Erfahrung entspricht und der Uhr ihren ikonischen Charakter verleiht.

Beim Neustart von A. Lange & Söhne standen die Gründer Walter Lange und Günter Blümlein vor einer ähnlichen Situation wie ein Schriftsteller, der vor einem leeren Blatt Papier sitzt. Angesichts einer unübersehbaren Zahl an Möglichkeiten und einer starken Konkurrenz galt es, ein eigenständiges Profil zu entwickeln. Günter Blümlein fasste den strategischen Ansatz in einem Satz zusammen: „Um anders zu sein, muss man neue Wege gehen.“

Die Neu- und Einzigartigkeit sollte sich nicht nur in einem technischen Konzept niederschlagen, sondern vor allem auch im Design. Deshalb arbeiteten Konstrukteure und Produktdesigner von Anfang an Hand in Hand, um das Innere mit dem Äußeren in Übereinstimmung zu bringen. Der ganzheitliche Ansatz zieht sich seit 25 Jahren wie ein roter Faden durch alle Produktentwicklungen. Besonders deutlich tritt er in der LANGE 1 hervor.

Das dezentrale Zifferblatt

Oberstes Ziel war es, der Uhr mit dem programmatischen Namen LANGE 1 ein unverwechselbares Gesicht zu geben. Asymmetrie ist das gestalterische Leitmotiv des LANGE 1-Designs. Die dezentral und überschneidungsfrei angeordneten Anzeigen erzeugen eine faszinierende Spannung. Gleichwohl wirkt das Zifferblatt aufgeräumt und harmonisch. Das liegt daran, dass die Anzeigen in einem fein austarierten Verhältnis zueinander stehen. Es orientiert sich an klassischen Gestaltungsregeln wie der axialen Anordnung und dem Goldenen Schnitt.

Die Bedeutung des Goldenen Schnitts

In der Geometrie stehen zwei Größen zueinander im Goldenen Schnitt, wenn das Verhältnis des Ganzen zum größeren Teil dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil entspricht. Als Zahl ausgedrückt ist das ein Verhältnis von eins zu 1,618. Die magische Zahl hat schon die Denker der Antike inspiriert und taucht in den Werken so berühmter Künstler wie Leonardo da Vinci oder Le Corbusier auf. Bei der LANGE 1 entspricht das Verhältnis zwischen den Durchmessern des Zifferblatts sowie des Stunden- und Minutenkreises dem Goldenen Schnitt, genau wie die Proportionen des Großdatums.

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