20
Dezember
2017
|
14:00
Europe/Amsterdam

Fertigungskette

Aus 636 Teilen entsteht ein mikromechanisches Meisterwerk

Sie ist 15 Zentimeter lang, einen halben Millimeter breit, wiegt gerade mal 0,12 Gramm und hält einer Zugbelastung von zwei Kilogramm stand. Die Rede ist von der fein­gliedrigen Kette, die im Tourbograph Perpetual „Pour le Mérite“ die Kraft vom Feder­haus auf die Schnecke überträgt und damit für konstanten Antrieb über die gesamte Gang­dauer sorgt. Sechs Makroaufnahmen zeigen die handwerkliche Fertigung des komplexen Bauteils.

Das hoch komplizierte Manufakturkaliber L133.1 des Tourbograph Perpetual „Pour le Mérite“ besteht aus 684 Teilen, wenn man die Kette als eine Komponente zählt. Doch sie allein hat fast genauso viele Einzelteile wie das gesamte Uhrwerk. Ihre 636 mikroskopisch kleinen Stifte, Kettenglieder und Haken werden mithilfe von computergesteuerten Drahterodier­maschinen und Drehautomaten auf den Tausendstelmillimeter genau gefertigt, bevor die Uhrmacher sie in einem aufwendigen Prozess minutiös von Hand zusammenfügen.

Wie eine Miniatur-Fahrradkette

Wie alle Antriebsketten zur Übertragung von Drehmomenten ist auch die Kette im Tourbograph Perpetual „Pour le Mérite“ als Gelenkkette konstruiert, bei der sich die einander überlappenden Kettenglieder auf vernieteten Stiften drehen. Auf ihrer Oberfläche trägt sie einen Strichschliff, der - neben dem ästhetischen Aspekt - auch eine technisch wichtige Rolle spielt, denn er sorgt für eine stabile Verbindung zwischen Stift und Kettenglied.

Die Sache hat einen Haken

Zur Verbindung von Federhaus und Schnecke werden am Anfang und am Ende der Kette spezielle Haken montiert, mit denen sie nach einem Belastungstest in die beiden Teile eingehängt wird. Der Kraftfluss ist nun geschlossen. Ein Abschaltniet sorgt im ersten Drittel der Kette dafür, dass das Sperrrad der Uhr kurz vor Vollaufzug blockiert wird. Die Abschaltvorrichtung verhindert ein versehentliches Überspannen der Kette. Im Inneren der Schnecke sorgt ein winziges Planetengetriebe dafür, dass der Kraftfluss beim Auf­ziehen der Uhr nicht unterbrochen wird.

Montage des Kette-Schnecke-Mechanismus

Nachdem der Uhrmacher die feingliedrige Kette auf das zuvor montierte Federhaus aufgewickelt hat, fügt er die beiden Komponenten in das Basiswerk ein. Beim Ablaufen der Uhr – und Nachlassen des Drehmoments – wickelt sich die Kette um das Federhaus und zieht dabei am kontinuierlich größer werdenden Umfang der Schnecke. Im Ergebnis bleibt das Drehmoment an der Welle der Schnecke über die gesamte Laufzeit konstant und damit auch die Amplitude der Unruh.

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