04
August
2022
|
11:00
Europe/Amsterdam

Ein Traditionsberuf mit Zukunft

25 Jahre Uhrmacherausbildung bei A. Lange & Söhne

Nur wenige Jahre nach dem Neubeginn von A. Lange & Söhne 1990 nahm auch der Lehrbetrieb in der sächsischen Manufaktur wieder Fahrt auf. Seit dem 25. August 1997 hat es sich das Glashütter Unternehmen zur Aufgabe gemacht, engagierte junge Menschen auf den Uhrmacherberuf vorzubereiten und damit den Nachwuchs an Fachkräften zu sichern. Dabei steht nicht nur die ausgezeichnete Vermittlung von Fachwissen und handwerklichen Fähigkeiten im Fokus, sondern auch eine hohe Qualität in der pädagogischen Betreuung. Nur so können außergewöhnliche mechanische Meisterwerke entstehen.

„Ich habe mich für den Uhrmacherberuf entschieden, weil es eine sehr befriedigende Arbeit ist“, erklärt Elias, der gerade seine Ausbildung bei A. Lange & Söhne abgeschlossen hat. Der 21-Jährige sagt über sich selbst, er sei schon immer „ein bisschen perfektionistisch“ gewesen: „Ich habe mich nie so wirklich damit zufriedengegeben, wenn Kleinigkeiten nicht gestimmt haben.“ Das schönste Gefühl für ihn: „Am Ende die fertige Uhr zu sehen, die so geht, wie sie gehen soll, und dabei noch so cool aussieht.“ Ein Gefühl, das Neele sehr gut nachempfinden kann. Sie hat nach ihrem Abitur zunächst Biochemie studiert und dann eine Ausbildung bei A. Lange & Söhne begonnen. Auch sie habe sich schon immer für das „Kleine und Feine“ interessiert. „Die Uhrmacherei ist ein Nischenberuf, den man nicht mal eben so macht“, betont sie. „Daher war es mir wichtig, dass ich zu einer Firma gehe, die auch außerhalb ihres Standorts bekannt ist und in der die Mitarbeiter sehr genau verstehen, was sie dort machen. Deswegen habe ich mich für A. Lange & Söhne in Glashütte entschieden“, berichtet die 25-Jährige, die im gleichen Jahr geboren wurde, in dem der Ausbildungsbetrieb bei A. Lange & Söhne nach dem Neustart 1990 seinen Anfang nahm: Am 25. August 1997 startete die Manufaktur mit dem ersten Jahrgang, zunächst noch in improvisierten Räumlichkeiten und mit zwei Auszubildenden. Was bescheiden begann, hat sich in 25 Jahren zu einer international angesehenen Aus- und Weiterbildungsstätte entwickelt, die junge Talente aus aller Welt anzieht.

Eine solide Grundlage

Im Laufe der dreijährigen dualen Ausbildung werden in der hauseigenen Talentschmiede alle Grundlagen gelegt, die es für den Uhrmacherberuf braucht. Die Auszubildenden erlernen Fertigkeiten zum Herstellen von Werkteilen und erhalten Einblicke in alle Schritte, die es zur Produktion eines exquisiten Lange-Zeitmessers benötigt – von der Konstruktion über die Montage bis hin zur Reparatur. Zudem werden die Auszubildenden in die Geheimnisse von Großuhren, Quarzuhren, Taschenuhren und Weckern sowie von Veredelungs- und Dekorationstechniken eingeweiht. Auch praktische Übungen an Lange-Kalibern sind im Lehrplan vorgesehen. Fragt man die Azubis, was ihnen in ihrer Ausbildung besonders Spaß gemacht hat, so nennen sie einhellig das eigene Projekt, das sie umsetzen konnten: Eine eigene Armbanduhr anfertigen oder reparieren, eine Großuhr wieder in Gang setzen – jeder darf wählen. Darüber hinaus spielt die Förderung der Stärken und der Kreativität der jungen Menschen eine wichtige Rolle. Auch die klassischen Tugenden des Berufs, wie handwerkliches Geschick, Geduld und Hingabe zum Detail, werden vermittelt und so geschätzt wie 1845, als der Firmengründer Ferdinand Adolph Lange die ersten 15 Uhrmacherlehrlinge in Glashütte feierlich begrüßte, um sie im Handwerk auszubilden. Nach frühen Jahren der Lehre, Wanderschaft und des Ideensammelns hatte er am 7. Dezember 1845 im sächsischen Glashütte die erste Produktionsstätte gegründet mit dem Ziel, „die besten Uhren der Welt zu bauen“, wie er formulierte. Zielstrebigkeit, Begeisterung und unermüdliches Streben nach Perfektion sind bis heute die Triebfedern bei A. Lange & Söhne.

Frisch ans Werk

Feierlich geht es immer im Juli bei der sogenannten Freisprechung zu, wenn die Azubis des dritten Lehrjahrs nach erfolgreicher Prüfung durch die Industrie- und Handelskammer (IHK) ihren Facharbeiterbrief erhalten und ihre Ausbildung offiziell abschließen. Ein festlicher Moment für die frischgebackenen Fachkräfte und ein alljährliches Highlight in der Manufaktur, das dieses Jahr von Neele und Elias gebührend gefeiert wurde. Beide zählen zu den erfolgreichen Absolventen, die den Beruf des Uhrmachers im Fall von Elias sehr früh und im Fall von Neele eher zufällig für sich entdeckt haben. „2022 standen uns zehn junge Menschen gegenüber, die drei Jahre lang bei uns gelernt und studiert haben und nun an unseren Uhren mitarbeiten werden“, berichtet Lange-CEO Wilhelm Schmid stolz. „Wir haben seit 1997 keine Anstrengungen gescheut, um in unsere hauseigene Talentschmiede zu investieren. Ich bin unseren Ausbildern und Verantwortlichen unendlich dankbar für ihr Engagement und freue mich über alle, die bei uns mitarbeiten und ein Teil der Erfolgsgeschichte von A. Lange & Söhne werden wollen.“ Der Facharbeiterbrief stehe für bestes „Made in Germany“ – also Ausbildungsqualität, technisches Know-how und Praxiserfahrung, aber auch für einen wichtigen Lebensabschnitt, der von Mühe und Fleiß geprägt war. HR-Direktorin Christine Land-Spreitzer stimmt zu: „Bei der Ausbildung unseres Nachwuchses liegt uns eine ganzheitliche Betreuung von Beginn an am Herzen. Eine eigene Ausbildungsstätte mit modern ausgestatteten Arbeitsplätzen, die Begleitung durch ein pädagogisch geschultes Ausbilderteam sowie regelmäßige Praktika in der Manufaktur garantieren eine fachliche Ausbildung auf höchstem Niveau. Auch achten wir von Beginn an auf die Förderung des Miteinanders und Wir-Gefühls, indem wir Teambuilding-Formate, Studienfahrten und Sportangebote anbieten. So können die Auszubildenden den Unternehmensalltag kennenlernen und Kontakte zu zukünftigen Kolleginnen und Kollegen knüpfen.“

Eine wichtige Investition in die Zukunft

Nach der Neugründung der Manufaktur im Jahr 1990 durch Walter Lange, den Urenkel von Ferdinand Adolph Lange, ließ die Entscheidung, junge Menschen in der Feinuhrmacherei auszubilden, nicht lange auf sich warten. Denn schon früh war klar: Erfolg und Wachstum können langfristig nur durch eine exzellente fachbezogene Aus- und Weiterbildung gesichert werden.

Seit dem Neustart als Lehrbetrieb am 25. August 1997 haben bereits 228 Azubis ihre Uhrmacherausbildung erfolgreich abgeschlossen, die meisten von ihnen setzten im Anschluss ihre Karriere bei A. Lange & Söhne, heute wieder der größte Arbeitgeber in Glashütte, fort. In den Jahren 2014, 2018 und 2021 wurde jeweils ein Absolvent von der IHK als bester Uhrmacher-Azubi Deutschlands ausgezeichnet. Auch hinsichtlich des Ausbildungsspektrums hat die Manufaktur, der bereits fünfmal das Prädikat „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ von der IHK verliehen wurde, im Laufe der Jahre eine große Entwicklung vollzogen: Inzwischen werden auch in den Berufszweigen Werkzeugmechaniker, Zerspanungsmechaniker, Büromanagement mit Schwerpunkt Personal- und Finanzbuchhaltung sowie Fachinformatiker für Systemintegration Ausbildungsplätze vergeben.

Aus bescheidenen Anfängen ist ein junger, innovativer und leistungsstarker Ausbildungsbetrieb geworden, in dem die Azubis durch engagierte Lehrkräfte und Mitarbeiter unter besten Bedingungen auf das spätere Berufsleben vorbereitet werden. Dies ist nicht zuletzt auch der Initiative von Walter Lange und seiner stetigen Begleitung zu verdanken: Für ihn war die Uhrmacherausbildung bis zu seinem Tod 2017 eine Herzensangelegenheit. Mit der Namensverleihung „Walter Lange Aus- und Weiterbildungszentrum“ wird dieser Umstand im Herbst besonders gewürdigt.

In der Qualität der Ausbildung in einem Handwerk, das in besonderem Maße für hohe Wertschöpfung und Nachhaltigkeit steht, spiegelt sich der Erfolg der international agierenden Traditionsmanufaktur wider, deren Zeitmesser bei Kennern so nachgefragt sind wie einst die Taschenuhren von Ferdinand Adolph Lange. Fragt man Neele, wann sie gemerkt hat, dass sie sich für die richtige Ausbildung entschieden hat, berichtet sie von einem ganz besonderen Moment am Anfang ihrer Lehrzeit: „Als ich im Rahmen der Produktschulung eine fertige Lange-Uhr anlegen durfte, habe ich gedacht: Wow, hier bist du richtig!“

Fakten zur Aus- und Weiterbildung bei A. Lange & Söhne

  • Aktuell lernen bei A. Lange & Söhne 37 Auszubildende (31 Uhrmacher, drei Werkzeugmechaniker, ein Zerspanungsmechaniker, zwei Kauffrauen für Büromanagement).
  • In den vergangenen 25 Jahren haben 244 Auszubildende erfolgreich ausgelernt, davon 228 Uhrmacher.
  • Drei Uhrmacher-Absolventen wurden von der IHK als „Bundesbester Azubi“ ausgezeichnet (2014, 2018, 2021).
  • Weitere Projekte sind regionale Aus- und Weiterbildungsmessen, Studentenvorlesungen, Uhrmacher-Workshops für neue und langjährige Mitarbeiter und Meisterklassenbetreuung – sowohl in der Ausbildung als auch im Rahmen von Prüfungskommissionen.
  • Das Jubiläum wird im Oktober 2022 im Rahmen eines Festaktes in der Manufaktur mit aktuellen und ehemaligen Auszubildenden, den Ausbildern und weiteren Beteiligten feierlich gewürdigt.

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