Ein sächsischer Erfinder
Ferdinand Adolph Lange gilt als Pionier in der Uhrenkonstruktion. Eine Über-sicht über seine wichtigsten Errungenschaften.
Vor 175 Jahren gründete Ferdinand Adolph Lange in Glashütte eine Taschenuhrmanufaktur und legte damit den Grundstein für die sächsische Feinuhrmacherei. Zu den Verdiensten des in Dresden geborenen Uhrmachers gehört die Einführung des metrischen Systems in die Uhrmacherei. Er erfand Messinstrumente, entwarf neue Werkzeuge und entwickelte verschiedene Konstruktionen, die er zum Patent anmeldete. All das mit dem erklärten Ziel, in Sachsen die besten Uhren der Welt zu bauen. Mit seinen innovativen Konzepten schuf er die Grundlage für den internationalen Ruhm der Marke A. Lange & Söhne.
Im Sommer 1851 zeigt Ferdinand Adolph Lange seine in Glashütte gefertigten Uhren erstmals auf der Weltausstellung in London, in der Hoffnung, dafür ein internationales Publikum zu begeistern. Der Erfolg ist gewaltig. Seine Uhren sind preiswerter und genauer als die der Konkurrenz. Er erhält eine Medaille und einen ersten Preis. Doch er zahlt einen hohen Preis für seine jahrelangen Mühen: Er erkrankt schwer und muss deshalb länger als geplant in London bleiben. In dieser Zeit wird ihm klar, dass er sich in den vergangenen Jahren aufgeopfert und damit nicht nur sein junges Unternehmen, sondern auch seine Familie großen Risiken ausgesetzt hat. In einem Schreiben an das Sächsische Ministerium des Innern reflektiert er über seine Leistungen:
„Mein erster und entscheidender Schritt war ein Maß zu konstruieren, um mit größter Genauigkeit jedwedes berechnete Verhältnis im kleinsten Maßstab auszuführen. Ihm folgten meine Arbeiten über die Verhältnisse der Triebe und Stücke und der betreffenden Maschinen, ich stellte endlich die Grundsätze fest, die den Standpunkt der Wissenschaft entsprechend bei dem Bau der Uhren und der Konstruktion der Hemmungen zu befolgen sind und brachte Ordnung und einen sicheren Gang, wo bisher oft nur Willkür, Vorurteil und Widerspruch geherrscht hatten. Das sind die Früchte von zwanzig Jahren angestrengten Denkens und Arbeitens, ein Teil deren hat praktische Anwendung in unserer Fabrik gefunden, und macht das unsere Uhren gut sind, viel aber, wozu es nun Zeit wäre, ist noch unausgeführt.“
Die wichtigsten Errungenschaften von Ferdinand Adolph Lange
Einführung des metrischen Systems
In seinem Skizzen- und Wanderbuch nahm Lange mühsame Berechnungen in Pariser Linien für jede einzelne Zahnradgröße vor. Nach der Rückkehr von seiner Wanderschaft entschied er sich, statt des bisher üblichen Pariser Linienmaßes konsequent das metrische System zu nutzen.
Präzise Messinstrumente
Werkzeuge wie dieses von Lange erfundene Zehntelmaß ermöglichten es, Dicke, Länge und Außendurchmesser noch exakter zu bestimmen – bis auf einen Zehntelmillimeter genau. Das Messergebnis wird über einen Schenkel aus Metall auf einer bogenförmigen Skala angezeigt.
Dosenmikrometer
Mit der Messuhr wurden filigrane Teile gemessen, die besonders exakt sein mussten – zum Beispiel Wellen und Zapfen. Dafür wird das Bauteil zwischen die beiden Messbacken des Dosenmikrometers gespannt, welches auf einen Hundertstelmillimeter genau misst
Drehstuhl
Lange führte den Uhrmacherdrehstuhl statt des althergebrachten Drehbogens ein. Mittels Pedals konnten kreisrunde Teile wie Stifte, Triebe, Räder oder Scheiben gleichförmig in Bewegung versetzt und so besonders präzise gefertigt werden.
Konstruktion von Rad und Trieb
Um die Reibung zu reduzieren und damit die Abnutzung zu minimieren, berechnete und konstruierte Lange die Form der Zähne an Rädern und Trieben so, dass diese optimal aufeinander abrollten.
Dreiviertelplatine
Über viele Jahre hinweg entwickelte Lange die Dreiviertelplatine. Sie verbesserte die Stabilität des Uhrwerks. Das markante Bauteil wurde zum stilprägenden Erkennungsmerkmal der Glashütter Taschenuhren und ist auch heute wieder ein wichtiger Bestandteil der Uhren von A. Lange & Söhne.
Dekoration der Uhr
Lange folgte mit seinem hohen Anspruch an die von ihm gefertigten Uhren der Devise seines Lehrmeisters Gutkaes: Eine Uhr muss höchst vollendet sein, vom Einzelteil bis hin zum Gehäuse. Davon zeugen feine Gravuren, Guillochen, Schliffe und Polituren auf seinen Taschenuhren.
Glashütter Ankergang
Langes Ziel, seine Uhren genauer zu machen, führte auch zur Konstruktion eines eigenen Hemmsystems, dem sogenannten „freien Ankergang“. Der Anker wurde aus einem Stück gefertigt und die geschwungenen Ankerpaletten waren verdeckt eingesetzt
Kronenaufzug
Die innovative Technik löste den Aufzug mit Hilfe eines Schlüssels ab und vereinfachte ihn auf diese Weise erheblich. Wie bei dieser frühen Taschenuhr mit der Nummer 1340, die Lange und sein Schwager Bernhard Gutkaes um 1850 fertigten.
Springende Sekunde
Die so genannte „seconde morte“ garantiert eine bessere Ablesbarkeit der Sekundenanzeige. Hierfür entwickelte Lange einen Mechanismus, der einen unabhängigen großen Sekundenzeiger aus der Mitte sekündlich springen lässt. Die Idee des „Sekundensprungs“ wurde von seinen Söhnen weiterentwickelt und 1877 zum Patent angemeldet.
Pendeluhr im Stammhaus
Im Manufakturneubau von 1873 realisierte Lange eine Hausuhr mit einem neun Meter langen Pendel und einem konstanten Gang. Den Ankergang und die Hemmung des Uhrwerks konstruierte er selbst, bei der Berechnung des Pendels unterstützte ihn sein Sohn Richard.